Organisationen und Personen, die für den NSU-Komplex und den (militanten) Neonazismus in Brandenburg besonders relevant sind, werden hier kurz erläutert und eingeordnet. Besonders wichtige Akteure oder Begriffe sind durch vertiefenden Dossier ergänzt.
Diese Übersicht wird kontinuierlich erweitert.
Ende 1991 erschossen Mitglieder der Gruppe in Meuro bei Cottbus den Unbeteiligten Timo Kählke, um dessen Auto als Fluchtfahrzeug für einen geplanten Überfall auf ein Spielcasino nutzen zu können.
Gruppenanführer Jens-Werner K., schon zu DDR-Zeiten Waffennarr und Anhänger des Nationalsozialismus, wurde in der Haft von der später verbotenen Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene (HNG) betreut. Unter dem Pseudonym „Wehrwölfchen“ verfasste er Beiträge für das Fanzine „Der Weiße Wolf“.
Mehr Informationen:
Simone Wendler, „Die 1. Werwolf-Jagdeinheit Senftenberg und der Mord an Timo K.“ In: Spangenberg/Kleffner: Generation Hoyerswerda, be.bra-Verlag Berlin 2016, S. 148-158.
weitere Informationen:
„Die »Bewegung Neue Ordnung«“ – Opferperspektive (12.10.2006)
„Angetreten im Dienste der »Volksgemeinschaft«“ – apabiz – monitor (Nr. 25; Mai 2006)
weitere Informationen: „Das Label ,Combat 18′“ – Antifaschistisches Infoblatt (AIB 107 / 2.2015; online am 08.09.2015)
ist eine 2013 gegründete neonazistische Kleinstpartei. Einzelne Mitglieder und Unterstützer*innen haben Verbindungen in rechtsterroristische Kreise. Seit 2015 ist die Partei auch in Brandenburg aktiv und unterhält hier drei Stützpunkte.
weitere Informationen: „Deutsche Alternative (DA)“ – apabiz (1996)
weitere Informationen:
Zeugenaussage Eminger in München
Die weißen Brüder, zeitonline vom 11.04.2014
„André und Maik Eminger: Das Helfer-Duo des Terror-Trios“, gamma – antifaschistischer Newsflyer für Leipzig und Umgebung, 16. Juli 2012
Fischers Name stand 1998 als Kontakt für Nürnberg auf der Telefonliste des NSU-Terroristen Uwe Mundlos. In Nürnberg beging der NSU bekanntlich drei Morde und verübte einen Sprengstoffanschlag.
weitere Informationen:
– Wikipedia zu Matthias Fischer
– Hinter den Kulissen einer Neonazi-Kameradschaft, BR24 vom 20.11.2015
– Die bayerische Neonaziszene verliert einen führenden Kopf, zeitonline vom 12. Juli 2014
weitere Informationen: BGH-Urteil, 2006
weitere Informationen:
https://haskala.de/2014/02/02/greger-vp4/
https://www.antifainfoblatt.de/artikel/nick-greger-%E2%80%93-umgestiegen-statt-ausgestiegen
weitere Informationen:
http://www.der-rechte-rand.de/wp-content/uploads/DRR_EXTRA_HNG_VERBOT.pdf
https://www.apabiz.de/archiv/material/Profile/Nachrichten%20der%20HNG.htm
https://web.archive.org/web/20061207181748/http://www.buschbom.de/jan/texte/hilfng.html
ist ein aus Damsdorf (Potsdam-Mittelmark) stammender Neonazi, der von 1998 bis Ende 2002 für den brandenburgischen Verfassungsschutz arbeitete. Im Februar 2001 warnte er einen anderen Neonazi vor einer anstehenden Polizeirazzia, die sich gegen die für Anschläge verantwortliche Nationale Bewegung richten sollte. Über die Razzia war er zuvor gezielt vom Verfassungsschutz informiert worden.
ist ein 1980 geborener Neonazi aus Rathenow. Er ist Mitglied des Landesvorstandes der NPD in Brandenburg und seit 2014 Kreistagsabgeordneter im Havelland sowie Stadtverordneter in Rathenow. Wegen verschiedener Gewaltdelikte ist Müller vorbestraft, er saß von 2003 bis 2006 im Gefängnis.
war eine rechtsterroristische Gruppe, die zwischen dem 30. Januar 2000 und dem 30. Januar 2001 in und um Potsdam rassistische und antisemitische Anschläge und Propagandaaktionen beging. Eine für Februar 2001 angesetzte Polizeirazzia gegen 19 Neonazis aus Potsdam und Umgebung wurde durch einen V-Mann des Verfassungsschutzes verraten. Die Razzia brachte keine Ergebnisse – die Taten der Nationalen Bewegung sind bis heute nicht aufgeklärt.
Weitere Informationen:
NSU Watch Brandenburg: „Was jetzt getan werden muss – eine Bestandsaufnahme nach der 1. öffentlichen Ausschusssitzung“, 26. September 2016
Anfang der 1990er Jahre war die NF eine zentrale Organisation für den Aufbau von Neonazistrukturen in Brandenburg. NF-Stützpunkte hielten Wehrsportlager und Sonnenwendfeiern ab, führten Schulungen durch und beteiligten sich am „Heldengedenken“ in Halbe. 1991 rief der Vorsitzende Meinolf Schönborn zur Schaffung von Nationalen Einsatzkommandos (NEKs) nach dem Vorbild der Freikorps in der Weimarer Republik auf. Die Bundesanwaltschaft leitete daraufhinErmittlungen wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung ein. Kurz vor dem Verbot spaltete sich die Partei. Der Flügel um Andreas Pohl gründete die Sozialrevolutionäre Arbeiterfront (SrA).
weitere Informationen:
„Nationalistische Front (NF)“ – apabiz (1996)
Botsch, Gideon: „Nationalismus – eine Idee sucht Handelnde. Die Nationalistische Front als Kaderschule für Neonazis“; In: Generation Hoyerswerda – Das Netzwerk militanter Neonazis in Brandenburg; S. 74-97; be.bra verlag Berlin-Brandenbug, 2016
Weitere Informationen:
http://www.opferperspektive.de/aktuelles/dokumentation-20002001
https://de.indymedia.org/node/6765
Gideon Botsch, Nationalismus – Eine Idee sucht Handelnde in „Generation Hoyerswerda“, Kleffner und Spangenberg (Hrsg.), 2016, S. 96
war eine rechtsterroristische Untergrundgruppe nach dem Vorbild von „Combat 18“. Im Frühjahr 1999 kündigten sie in der Neonazizeitschrift „Hamburger Sturm“ an: „Wir sind im Krieg mit diesem System und da gehen nun mal Bullen oder sonstige Feinde drauf“. Zu den Mitgliedern zählten unter anderem die Neonazis Nick Greger und Carsten Szczepanski. Die Gruppe plante unter anderem Rohrbombenanschläge auf Linke.
P. war zumindest über Zuschriften an die Fanzines „Der Weiße Wolf“ und „United Skins“ auch mit dem V-Mann Carsten Szczepanski verbunden.
Weitere Informationen:
NSU-Watch: Protokoll des 199. Verhandlungstages (22. April 2015)
ist ein deutscher Neonazi und Funktionär der NPD aus Kloster Lehnin OT Göhlsdorf (Landkreis Potsdam-Mittelmark). Er wurde Fortführens der verbotenen Gruppe Blood & Honour verurteilt.
Eine führende Person der Spreelichter war der Lübbenauer Neonazi Marcel Forstmeier.
Im Zusammenhang mit den Spreelichtern trat auch Maik Bunzel, heute Rechtsanwalt in Cottbus, in Erscheinung, unter anderem als Musiker des Neonazi-Projekts Hassgesang.
Weitere Informationen:
Antifaschistisches Infoblatt: „Vorbildlicher Volkstod. Das Neonazi-Netzwerk »Spreelichter«“, AIB 92 / 3.2011 | 15.09.2011
Weitere Informationen:
AIB 40/3.1997; AIB 49/4.1999; AIB 52/1.2001; AIB 53/2/2001; AIB 99/2.2013
Hinter den Kulissen, Faschistische Aktivitäten in Brandenburg, 1994, S.31
http://www.zeit.de/1997/47/Die_Offensive_der_Nazirocker
Weitere Informationen:
Antifa Infoblatt 04.07.2016: Brandenburger NPD-Funktionär in U-Haft
PNN 02.03.2016: Braunes Terror-Netzwerk in Brandenburg?
Weitere Informationen:
http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/frank-schwerdt
https://www.antifainfoblatt.de/taxonomy/term/1091/feed
ist ein aus Guben stammender Neonazi. Spätestens seit dem Jahr 2000 und bis zum Sommer 2002 arbeitete der 1974 geborene Stadler als V-Mann für den brandenburgischen Verfassungsschutz.
ist ein ehemaliger V-Mann des Brandenburger Verfassungsschutzes. Der 1970 geborene Szczepanski ist seit früher Jugend Teil der neonazistischen Szene in Berlin und Brandenburg. Wegen versuchten Mordes sitzt er mehrere Jahre im Gefängnis. Szczepanski ist eine Schlüsselfigur im militanten Neonazismus der 1990er Jahre in Brandenburg und steht in engem Kontakt mit Personen, die Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt ab deren Untertauchen 1998 unterstützen. Gleichzeitig ist er – spätestens ab 1994 und bis ins Jahr 2000 – als V-Mann Piatto gutbezahlter Spitzel des Brandenburger Verfassungschutzes.
Weitere Informationen:
V-Mann mit langem Strafregister – Blick nach Rechts (2016)
Laabs, Dirk: „Die V-Mann-Karriere des Carsten Szczepanski“; In: Generation Hoyerswerda – Das Netzwerk militanter Neonazis in Brandenburg; S. 181-197; be.bra verlag Berlin-Brandenbug, 2016
W. hatte mit dem österreichischen Neonazi Peter Binder im Sommer 1993 in Halbe und Bernau nach Weltkriegswaffen gesucht, um Sprengstoff zu gewinnen.Während seiner Haft in der JVA Spremberg wurde W. von der später verbotenen Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene (HNG) betreut. 2002 schlug W. dem Grünen-Bundestagsabgeordneten, Christian Ströbele, mit einer Stahlrute auf den Kopf. Im Juni 2009 folgte eine Verurteilung durch das Amtsgericht Bernau wegen des unerlaubten Verbringens von explosionsgefährlichen Stoffen.
Weitere Informationen:
Antifaschistisches Autorenkollektiv, „Drahtzieher im braunen Netz“, Konkret Literatur Verlag 1996, S. 27-28.
war eine 1996 gegründete Neonazi-Zeitschrift, die zunächst aus der JVA Brandenburg/Havel von dort einsitzenden Neonazis als „Rundbrief inhaftierter Kameraden“ produziert und vertrieben werden konnte. Das Brandenburger Justizministerium stritt diesen Skandal damals wider besseren Wissens ab. Zu den Herstellern und Unterstützern des Heftes gehörten unter anderem Carsten Szczepanski, alias V-Mann „Piatto“, Maik F. und Mike Danowski, die teilweise dem NSU-Umfeld zuzurechnen sind. Im Jahr 2002 – also neun Jahre vor dem Bekanntwerden des NSU erschien im „Weißen Wolf“ die Notiz: „Vielen Dank an den NSU, es hat Früchte getragen“..
Ab Ende 1996 und bis zu deren Verbot 2003 war er Schlagzeuger der Berlin-Brandenburger Neonazikultband Landser. Mehrere Bandmitglieder wurden wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und wegen Volksverhetzung verurteilt. Wenndorf sagte im Prozess vor dem Berliner Kammergericht aus und galt fortan in der Neonaziszene als „Umfaller“. Er wurde zu einem Jahr und zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Wenndorf war sehr gut in der Brandenburger Szene vernetzt und unterhielt Kontakte nach Sachsen. So stellte er für die Produktion der CD „Ran an den Feind“ Kontakt zu Jan Werner aus Chemnitz, einem mutmaßlichen NSU-Unterstützer und Blood&Honour-Aktivisten, her. Neben Landser spielte Wenndorf unter anderem bei Proissenheads und Aryan Brotherhood, beides Bandprojekte des Potsdamer Neonazis Uwe Menzel. Wenndorf nahm auch an Treffen der sächsischen Sektion von Blood&Honour teil.