Dossier: „National-Revolutionäre Zellen“

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war eine rechtsterroristische Untergrundgruppe nach dem Vorbild von „Combat 18“. Im Frühjahr 1999 kündigten sie in der Neonazizeitschrift „Hamburger Sturm“ an: „Wir sind im Krieg mit diesem System und da gehen nun mal Bullen oder sonstige Feinde drauf“. Zu den Mitgliedern zählten u.a. die Neonazis Nick Greger und Carsten Szczepanski. Die Gruppe plante u.a. Rohrbombenanschläge auf Linke in Berlin. Die laut Polizei in letzter Minute verhindert wurden konnten.

„Wir sind im Krieg mit diesem System und da gehen nun mal Bullen oder sonstige Feinde drauf“, erklären Mitglieder der bis dahin unbekannten National-Revolutionären Zellen (NRZ) im Frühjahr 1999 in einem Interview in der Neonazipostille „Hamburger Sturm“. Sie beschreiben sich als „eine Gruppe von mehreren Personen, die in der NPD tätig sind, aber mit dem NPD-Führungsstil unzufrieden geworden sind.“ Deshalb habe man nach dem Vorbild von Combat 18 „den neuen Weg als handelnde Aktivisten aus dem Hintergrund eingeschlagen“.

Mitmachen bei dem „Untergrundkampf für die Freiheit der Weißen Völker“ sollen ausschließlich Männer, die Kampfsport betreiben, mit Waffen umgehen können und Computerkenntnisse haben. Wer den Umgang mit Waffen nicht bei der Bundeswehr gelernt habe, solle dies in Gotcha-Vereinen oder im Ausland nachholen. Explizit unerwünscht seien dagegen die „ganzen Fun-Glatzen und Schnulzen-Bands“. Am Ende des Interviews geben die vermummten und mit Waffen posierenden NRZ-Aktivisten Tipps für das Leben im Untergrund, etwa zur konspirativen Gesprächsführung und dazu, wie Wohnungen von allen Spuren illegaler Aktivitäten gesäubert werden können.

Im Juni 2000 berichtet der Berliner Tagesspiegel über geplante Anschläge der NRZ auf Linke, die durch die Polizei in letzter Minute verhindert worden wären. Zu der Gruppe hätten drei Neonazis aus Berlin und zwei aus Brandenburg gehört. Die Anschläge sollten ein „Fanal in der Reichshauptstadt“ setzen und den „bewaffneten Kampf“ eröffnen.

In diesem Zusammenhang wird bereits im Mai 2000 in Berlin der damals 22jährige Neonazi Nick Greger, ein Informant des LKA Berlin, festgenommen. In seinem Keller findet die Polizei eine fertige Rohrbombe und einen weiteren Bomben-Rohling. Der aus Sachsen stammende und bis heute schillernde Nick Greger behauptet, dass während einer NPD-Ordnerschulung bei Königs Wusterhausen Carsten Szczepanski ihn zu einem internen Treffen eingeladen habe. Dort sei ein Rohrbombenanschlag auf das Auto eines bekannten Antifa geplant worden, was jedoch aufgrund des Polizeieinsatzes scheiterte. Nick Greger wird vom Landgericht Berlin zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Das Landgericht hält die Angabe Nick Gregers für glaubhaft, dass er von Szczepanski in eine Falle gelockt worden sei. Drei in einem gesonderten Verfahren angeklagte Mitglieder der United Skins werden freigesprochen, da das Gericht die Verurteilung nicht allein auf Szczepanskis Aussage stützen könne. Das Ermittlungsverfahren gegen Szczepanski wird eingestellt.

Im Juli 2000 folgen mehrere Polizeieinsätze in Potsdam und Königs Wusterhausen bei Freunden von Szczepanski, darunter Uwe Menzel., Sänger der Potsdamer Band Proissenheads. Die Polizei sucht und findet in diesem Zuge Waffen und Munition. Die zwei Jahre später vor dem Amtsgericht Potsdam unter anderem gegen Szczepanski und Uwe Menzel verhandelte Anklage wegen unerlaubten Waffenbesitzes spiegelt wider, dass die Waffen innerhalb eines größeren Netzwerkes aus altbekannten und jüngeren Neonazis aus Potsdam, Berlin und Königs Wusterhausen beschafft, weitergereicht und aufbewahrt wurden. Das Netzwerk stützte sich auf Strukturen von Blood & Honour, den United Skins Königs Wusterhausen und der Nazirockergruppe Vandalen. Die Waffen sollten unter anderem gegen eine linke Demonstration am 9. Juli 2000 in Potsdam eingesetzt werden. Die wahre Rolle von Szczepanski im Zusammenhang mit NRZ ist bis heute ungeklärt. Ebenso stellt sich die Frage, ob es außer der Gruppe um Szczepanski noch andere solcher Zellen gab.

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