Dossier: Michel Müller

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Michel Müller, Jahrgang 1980, ist ein Rathenower Neonazi. Er ist Mitglied des Landesvorstandes der NPD in Brandenburg und seit 2014 Kreistagsabgeordneter im Havelland sowie Stadtverordneter in Rathenow. Wegen verschiedener Gewaltdelikte ist Müller vorbestraft, er saß von 2003 bis 2006 im Gefängnis.

Michel Müller bewegt sich seit seinem 15. Lebensjahr in der extrem rechten Szene in Rathenow. Er soll den Gruppen „Arische Kämpfer – White Power Rathenow“ (seit 1998) und der 2005 verbotenen „Kameradschaft Hauptvolk“ (seit 2000) nahe gestanden haben. In dieser Zeit war Müller an mehreren Straftaten beteiligt. Im Oktober 1998 schlug er beispielsweise einen linken Jugendlichen in Rathenow mit einem Motorradhelm, wofür er eine Bewährungsstrafe erhielt. Trotz der laufenden Bewährung beging Müller weitere Gewaltstraftaten.
Zum Jahreswechsel 1999/2000 war er an einer Hetzjagd auf pakistanische Asylsuchende im Rathenower Zentrum beteiligt. Außerdem nahm er im Februar 2001 an einem Überfall in Rathenow teil. 2002 wurde Müller für beide Taten vom Landgericht Potsdam verurteilt. Die rassistische Hetzjagd wog so schwer, dass er wegen Beihilfe zu versuchtem Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung verurteilt wurde. Unter Berücksichtigung seiner laufenden Bewährung erhielt er eine Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten ohne Bewährung, die Michel Müller in der Justizvollzugsanstalt Brandenburg an der Havel abgesessen haben soll.

Nach seiner Entlassung 2006 schloss sich Müller der NPD an und wurde 2007 Kreisvorsitzender des Kreisverbandes Havel-Nuthe. Mit dem Engagement Müllers, der mittlerweile zu den führenden Köpfen des lokalen Neonazimilieus in Rathenow zählte, nahmen auch die regionalen und überregionalen Parteiaktivitäten zu. An Infotischen, Kundgebungen und Demonstrationen nahmen nun auch vermehrt andere ehemalige Mitglieder der inzwischen verbotenen „Kameradschaft Hauptvolk“ und seiner Untergliederung „Sturm 27“ teil. Darüber hinaus trat Stefan Rietz im engeren Gefolge von Michel Müller auf. Rietz war Ende der 2000er Jahre ebenfalls im NPD-Landesvorstand, hinzu kamen gemeinsame Fahrten zu Fußballspielen von BFC Dynamo Berlin und von Lazio Rom.

Eine weitere enge Verbindung zu „Blood&Honour“ nahe stehenden Strukturen bestand zwischen Müller und Neonazis aus Magdeburg, insbesondere zu Andy Knape (2008 JN-Landesvorsitzender Sachsen-Anhalt, 2012 JN-Bundesvorsitzender) und Sascha Braumann (Magdeburger NPD-Ortsbereichsleiter). Wie Rietz war auch Braumann wegen Fortführung von „Blood&Honour“ angeklagt. Am 16. Juni 2007 nahmen Müller, Rietz, Knape und Braumann an einem NPD-Aufzug in Rathenow teil. Die Magdeburger Neonazis stellten während dieser Versammlung einen Teil der Ordnungsgruppe, Braumann hielt einen Redebeitrag. Die Verbindung zwischen Rathenow, Lehnin und Magdeburg, die vor allem durch vorgenannte Personen repräsentiert wurde, setzte sich mehrere Jahre fort. So nahm Müller am 8. Mai 2010 gemeinsam mit Rietz und Knape an einem NPD-Aufzug in Brandenburg an der Havel teil. Ebenfalls beteiligt an diesem Aufmarsch war Maik Eminger, zu diesem Zeitpunkt Vorsitzender des JN-Stadtverbandes Potsdam. Eminger ist der Zwillingsbruder des im Münchener NSU-Prozess angeklagten André Eminger.

Bei den Brandenburger Kommunalwahlen im Mai 2014 trat Müller für die NPD an. Er errang Mandate in der Rathenower Stadtverordnetenversammlung sowie im havelländischen Kreistag. Mit dem Erstarken von flüchtlingsfeindlichen Protesten ab 2014 trat Müller wieder vermehrt als Straßenaktivist auf. Seit Herbst 2015 nahm er regelmäßig an Versammlungen des rechten „Bürgerbündnisses Havelland“ sowie des extrem rechten „Bürgerbündnisses Deutschland“ teil.

Daneben soll Müller erneut durch Gewalttaten aufgefallen sein. Im Dezember 2014 soll er im Rahmen eines Fußballspieles des BFC Dynamo betrunken in einer Gaststätte in Rathenow einen Mann zusammengeschlagen haben. Der Prozess vor dem Amtsgericht Rathenow läuft seit Dezember 2015.

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